Warum dieses Buch?
Ich war total geschockt.
Mein Freund hatte mir erzählt, dass er gelegentlich Rock und Bluse trägt und sich schminkt, um so in die Rolle der Frau zu schlüpfen. Es sei nichts dabei. Er mache das nur zum Spaß. Ich solle mir bloß keine Gedanken oder gar Sorgen machen.
Das war leichter gesagt, als getan. Je länger ich über die Sache nachdachte, desto mehr Fragen tauchten auf:
Was war bloß in ihn gefahren? Wie lange tat er das schon? Und weshalb hatte er mir nie etwas gesagt, sondern jahrelang geschwiegen? Wieso hatte ich die ganze Zeit über nichts von seiner Lust am Frausein bemerkt? Wir wohnten doch schon lange zusammen.
Nach dem Schock kamen die Zweifel, das Misstrauen und die Traurigkeit. Und wieder ergaben sich neue Fragen:
Wer war mein Freund eigentlich wirklich? Wieso kam er mir plötzlich so fremd vor? Was, wenn er noch mehr Geheimnisse vor mir verbarg?
Ich hatte das Gefühl, meinen allerbesten Freund verloren zu haben, wusste nicht mehr ein noch aus. Der Kummer war einfach zu groß.
Dann die Hoffnung. Vielleicht war ja doch noch nicht alles verloren und es gab eine Chance für uns, zusammenzubleiben.
Ich fühlte mich sehr einsam. Mit wem konnte man über so etwas reden? Mir wollte einfach niemand einfallen, der genug Verständnis für eine Sache aufbringen würde, die ich selber kaum begreifen konnte.
Glücklicherweise waren wir, mein Freund und ich, für einander da. Wir sprachen oft über seine Leidenschaft, aber das reichte uns irgendwann nicht mehr. Wir suchten im Internet nach Männern und Frauen in vergleichbarer Lage. Schnell waren Webseiten zum Thema Transvestismus gefunden, aber über Partnerinnen von Crossdressern gab es fast nichts zu lesen.
Nach zwei eher unbefriedigenden Versuchen, mit den betroffenen Frauen in Kontakt zu kommen, recherchierte ich nach Literatur zum Thema. Es musste doch Frauen geben, die ihre Geschichte und Erfahrungen aufgeschrieben hatten. Aber wo waren sie? Ich fand einige Zeitungsartikel US-amerikanischer Frauen, die über ihre Ehe mit einem Crossdresser berichteten. Die Frauen waren jedoch wesentlich älter als ich und lebten in anderen Kulturkreisen als wir Europäer. Eine große Hilfe stellten diese Artikel für mich also nicht dar.
Blieb noch der Büchermarkt. Doch auch hier konnte ich im deutschsprachigen Raum keine Erfahrungsberichte von Frauen finden.
Es gab also nur eine einzige Möglichkeit, mich mit dem Thema auseinander zu setzen: Ich musste die Sache selber in die Hand nehmen, meine Geschichte aufschreiben und so endlich das Schweigen der Partnerinnen von Crossdressern brechen, denn auch wir Frauen haben etwas dazu zu sagen, dass sich unsere Männer gelegentlich in Samt und Seide hüllen.
Jetzt ist das Buch fertig und ich denke, es trägt dazu bei, besser mit der Situation klarzukommen.